Von Balthasar Waitz
„Es hängt von uns allen ab, was aus einem Kind wird“. So die einprägsamen Worte, die Zsolt Szilvagyi, der junge Generalvikar der katholischen Diözese Temeswar, in seiner Predigt anlässlich der Festmesse vom letzten Wochenende in Bakowa, Kreis Temesch, vor einer zahlreichen Gläubigergemeinde, darunter zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland, vom Altar sprach.
Für die Einheimischen aus Bakowa (die Ortschaft gehört verwaltungsmäßig dem vier Kilometer entfernten Städtchen Busiasch an), der einst blühenden schwäbischen Gemeinde, wurde die nun kurz vor Ostern vom Caritasverband der Diözese Temeswar anberaumte Einweihungsfeier einer neuen Sozialeinrichtung zu einem richtigen Dorffest.
Zur Freude der künftigen Nutznießer der neuen Kindertagesstätte mit dem Namen Pater Berno im Dorfzentrum, zur Freude der 17 Kinder mit ihrer Lehrerin von der lokalen Grundschule, die mit großen Augen die ersten Bankreihen der Kirche besetzt hielten, war auch ihr großer Freund und Gönner, der Salvatorianerpater Berno Rupp mit von der Partie. Für die kleine Kirchengemeinde, vor allem jedoch die Kleinsten, die in schönen schwäbischen und rumänischen Volkstrachten erschienen waren, wird dieser Gottesdienst wegen der Begegnung mit einem besonderen Menschen lang in Erinnerung bleiben: Allzu menschlich und unkonventionell kleidete Pater Rupp seine schönen christlichen Gedanken in sein Lied „Dafür hast du uns lieb“, das er laut und mit Gitarrenbegleitung am Altar vortrug.
In der gleichen festlichen Stimmung (man erinnerte sich mitunter an die freudige Aufregung der ehemaligen schwäbischen Kirchweihfeste im Ort) erfolgte nun als Hauptakt die feierliche Einweihung der Kindertagesstätte…..im ehemaligen alten Gemeindepfarrhaus.
Das lange leerstehende Pfarrhaus, das schon vor Jahren kurz als soziale Begegnungsstätte gedient hatte, wurde samt dem großen Anwesen von Grund auf renoviert und modern eingerichtet. Das geräumige Innere wie auch die Außenanlagen wurden kindgerecht mit Spielzimmern innen, mit Spielplatz sowie einer kleinen Fußball- und Bolzwiese im Innenhof gestaltet. Die Tagesstätte mit Nachmittagsprogramm ist für die 17 Schulkinder der Klassen I-IV aus Bakowaer sozial benachteiligten Familien bestimmt. Für Betreuung, Pflege, Hilfe beim Lernen und den Hausaufgaben wird ein kleines fachkundiges Personal (Lehrerin, Pflegerin und Hausmeister) sorgen, gleichzeitig soll den Kleinen täglich auch ein kleiner Imbiss angeboten werden. Für die medizinische Betreuung der Kinder wurde im Gebäude auch ein Ambulatorium eingerichtet.
Kostenträger dieses Sozialprojektes sind die Familie Marion und Hans-Otto Elbert und der von ihnen geleitete Verein „Direkte Hilfe für Kinder in Not“ aus Oberursel (Deutschland).
Eine Begegnung mit dem „Manager Gottes“
Letztendlich geht dieses großzügige Unterfangen jedoch auf die beherzte Initiative von Pater Berno Rupp, seit fast zwanzig Jahren aktiv im Banat, zurück. Bereits zu Projektbeginn war
es für die maßgeblichen Kräfte, für den so umsichtig von Geschäftsführer Herbert Grün geleiteten Caritasverband klar, dass mit der Namensgebung für diese Einrichtung die großen Verdienste des Salvatorianerpaters, insbesondere in Bakowa, gewürdigt werden sollen. Treffend ist auch der Ehrentitel „Manager Gottes“, den Hauptsponsor Hans-Otto Elbert Pater Berno verlieh.
In Bakowa hat der Caritasverband in nachahmenswerter Art in wenigen Jahren mehrere Sozialprojekte erfolgreich durchgeführt, sodass man dem Ort ohne zu übertreiben schon das Attribut „Sozialdorf“ anhängen kann. Die wohl bekannteste Einrichtung ist die 2003 auf eine Initiative von Pater Berno gegründete Pater-Paulus-Jugendfarm. Sie umfasst die ehemalige brachliegende Staatsfarm mit einer Nutzfläche von 100 Hektar. Die Farm entwickelte sich zu einem wahren Motor des Caritasverbandes: Schweine- und Rinderzucht, Sozialkantine mit Nudelproduktion, eine Mühle, eine Schreinerei, ein Maschinenpark und ein Lagerraum für Getreide und Viehfutter sichern heute die Nahrungsmittelversorgung der Caritas-Einrichtungen.
Ebenda wurde 2007 im Rahmen eines 18-monatigen EU-Projektes ein Resozialisierungszentrum für 16 Obdachlose (mit und ohne Kinder) aus dem Temeswarer Pater-Jordan-Nachtasyl der Caritas geschaffen (dies geht ebenfalls auf eine Initiative von Pater Berno Rupp zurück).
Die „gute Seele“ in diesem christlichen Unternehmen, Pater Berno Rupp, heute Superior der Salvatorianer und Seelsorger der katholischen Kirchengemeinde St. Elisabeth in Temeswar, ist seit 1991 in Rumänien, bzw. in Temeswar tätig. Der Salvatorianerorder oder die „Gesellschaft des Göttlichen Handelns“, als apostolische Lehrgesellschaft 1881 von J.B. Jordan gegründet, ist seit 1895 in unserem Land aktiv. 1945-1989 folgte für die Salvatorianer eine schwierige Auszeit mit Enteignung und Verfolgung. Schon von Beginn an setzte sich Pater Berno für alle Hilfsbedürftigen und sozial Benachteiligten ein, vor allem für Straßenkinder und Obdachlose. Viele der Temeswarer und Banater sozialen Einrichtungen entstanden so in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband als Dachverband auf Initiative und mit tatkräftigem Einsatz von Pater Berno.
Dabei sei anzuführen, dass die Finanzierung dieser Sozialeinrichtungen und Projekte ausschließlich über Spendengelder erfolgte und weiterhin gesichert wird. Dabei begann alles, wie heute Pater Berno bekennt, mit den ersten, bedrückenden Eindrücken über die Armut in Rumänien: sieben Straßenkinder, die sich einen Kanalschacht vor der Elisabethstädter Pfarrkirche teilten, reichte Pater Berno täglich eine warme Mahlzeit aus der eigenen Klosterküche. Diese Suppenküche, die die Salvatorianerpaters stark an die kirchlichen Anfänge der „Sozialarbeit“, die mittelalterliche Klostersuppe, erinnerte, gab den Anstoß zur Einrichtung des Pater-Jordan-Nachtasyls für 90 Männer, Frauen und Kinder. Es folgten weitere und immer kühnere Schritte in der Sozialarbeit, darunter die großen Sozialprojekte in Bakowa.
Für seine mannigfaltigen Verdienste in der Banater Sozialarbeiter wurde ihm vom Temeswarer Stadtrat 2005 der hohe Titel eines Ehrenbürgers der Stadt Temeswar verliehen. In den Herzen der vielen Benachteiligten von Obdachlosen, vor allem der Kinder, hat Pater Berno sich schon längst einen Ehrenplatz gesichert. „Jedes Kind ist ein Ebenbild Gottes“. So und auf seine schon sprichwörtliche bescheidene Art umschreibt Pater Berno sein Wirken für die Menschen hier und jetzt.